Baden-Württemberg nennt sich gerne selbst das Musterländle. Doch beim Ranking der klimafreundlichsten Bundesländer liegt der Südwesten weit abgeschlagen auf dem vorletzten Platz – nur noch im Saarland blasen die privaten Haushalte beim Beheizen ihrer Ein- und Zweifamilienhäuser mehr Kohlendioxid aus den Kaminen. Das zeigt ein Vergleich der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online auf www.heizspiegel.de. Am besten schneiden mit Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen zwei ostdeutsche Bundesländer ab, im Mittelfeld liegen Bayern, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Wie aber kann es sein, dass ausgerechnet im einzigen Bundesland mit einem „grünen“ Ministerpräsidenten die Umweltbilanz so schlecht ausfällt? Im Vergleich rangiert Baden-Württemberg beim CO2-Ausstoß um 4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt – der liegt bei 49,7 Kilogramm je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung ergibt dies zusammengerechnet fast 3,5 Tonnen. Nun sind die Baden-Württemberger keinesfalls Umweltmuffel, die bei offenem Fenster heizen. Vielmehr liegt die Ursache in dem hohen Bestand an unsanierten Gebäuden und der vergleichsweise hohen Zahl an älteren Öl-Heizungen, die hier noch betrieben werden. Denn der Umrechnungsfaktor liegt bei diesem fossilen Energieträger mit 0,32 Kilogramm CO2 je Kilowattstunde Heizenergie am höchsten. Darum sind die Bundesländer im Vorteil, in denen Erdgas und Fernwärme häufig genutzt werden.
Unter anderem deshalb kommen die neuen Bundesländer in dieser Statistik so gut weg. Dort wurde nach der Wende viel Geld investiert – in die Gebäudesanierung ebenso wie in die Modernisierung der Anlagentechnik, die aus ehemaligen DDR-Zeiten noch deutlich rückständig war. So gesehen verwundert es also nicht, dass Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg und Sachsen im oberen Drittel des Ländervergleichs rangieren.
Etwas besser für Baden-Württemberg könnte die Statistik ausfallen, wenn für die Auswertung nicht nur die drei in Deutschland am häufigsten genutzten Energieträger Heizöl, Erdgas und Fernwärme berücksichtigt worden wären. Denn bei der umweltfreundlichen Wärmepumpentechnologie ist das Ländle einsame Spitze – im Neubau setzen hier fast 50 Prozent der Bauherren auf diese klimaschonende Art der Wärmeerzeugung. Aber nicht nur erneuerbare Energien, sondern auch Passivhäuser fehlen in der Statistik, weil dafür nur wenige bis keine Datensätze vorhanden sind.
Baden-Württemberg könnte es also aus dem Keller schaffen, würden mehr Hauseigentümer in die Modernisierung ihrer Heizungsanlage investieren. Energieeffiziente Gas-Brennwertheizungen zum Beispiel reduzieren nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch die laufenden Kosten. So lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
(Text: Thomas Weilacher - Quelle Grafik: © co2online gGmbH - www.heizspiegel.de)